Aus mehreren verschiedenen Vererbungsstudien zeigte sich, dass die genetische Komponente von Übergewicht oder Fettmasse zwischen 20 % und 90 % zu sein scheint. Allerdings muss man hier anmerken, dass durch derartige Studien zwar der Effekt von allen Genen gemessen werden kann, allerdings nicht die Gene, die dafür verantwortlich sind identifiziert werden. Die Gene, die wir analysieren, sind sicherlich nur ein Teil dieser 20 % bis 90 %.

Hier einige Beispiele

In einer Metaanalyse von 97 Studien und 44,833 Teilnehmern wurde gezeigt, dass die schlechte Genvariante hier eine Variation im BMI von 0,24 bzw. ca. 700 g Körpergewicht erklärt. (Kurokawa et al 2008. )

Personen mit dem AA-Genotyp zeigten einen um 1.04 höheren BMI als Personen mit dem TT Genotyp, also 1.5kg mehr. ()

»Maes et al. hat eine umfassende Überprüfung dieser Literatur vorgelegt, deren Ergebnisse unbestreitbar eine vererbbare Komponente von BMI und Fettmasse unterstützen. Heritabilitätsschätzungen fallen in den 20 bis 80 Prozent Bereich, wenn aus Familienstudien geschätzt wurde, welche Eltern-Kind- und Geschwister-Korrelationen miteinander verglichen haben, 20 bis 60 Prozent, wenn aus Adoptionsstudien geschätzt wurde und 50 bis 90 Prozent, wenn aus Zwillingsstudien geschätzt wurde. Zum Beispiel, bei einer Analyse von über 3,500 Zwillingspaare, die 4 Jahre alt waren, waren geteilte Umwelteinflüsse für 24 Prozent der Gewichtsunterschiede verantwortlich, die für die Länge von Jungen und 25 Prozent der Varianz bei Mädchen angepasst wurden.«

Aus diesen zwei Genen (von 8, die wir haben) erklären sich also eine BMI-Variation von 1.28. Personen mit dem ungünstigen Genprofil haben somit im Durchschnitt einen 1,28 Punkte höheren BMI als Personen mit dem günstigen Profil in nur diesen zwei Genen. Dies ist nur eine kurze Übersicht über 2 von 8 Genen. Bei einem Übergewicht von 10 kg (Variation von 2.9 BMI-Punkten) bewirken nur diese zwei von acht Genvariationen 1.28 Punkte, also 43 % der Variation. Bei einem Übergewicht von 20 kg sind es 22 % der Variation und bei einem Übergewicht von 30 kg sind es 14 %. Gene sind also nicht alleine für Übergewicht verantwortlich, haben aber durchaus einen relevanten Einfluss darauf. 

Vorsicht ist geboten

Die Veranlagung zu Übergewicht mag zwar interessant sein, hat aber kaum tatsächliche Applikationen. Viel wichtiger ist, welchen Einfluss die Gene darauf haben, wie effektiv bestimmte Gewichtsreduktionsstrategien (Sport oder Kalorienreduktion) bei einer Person sind. Bei einer raschen Recherche bezüglich unserer Gene kamen wir zu folgenden Zahlen:

Personen die viel Fett zu sich nehmen und die ungünstige Genvariation dieses Gens tragen, haben einen BMI um 2,4 Punkte höher als Personen die viel Fett zu sich nehmen und die günstige Genvariante haben. Das ist ein Unterschied von ca. 8 kg! 

Personen, die mit der ungünstigen Genvariante eine besonders hohe Fettaufnahme durch die Nahrung hatten, hatten durchschnittlich 1.9 BMI Punkte mehr als Personen mit der günstigen Genvariante die besonders hohe Fettaufnahme durch die Nahrung hatten. Das ist ein Unterschied von 6.6 kg! 

Personen mit der günstigen Genvariationen verloren um 4,9 % mehr Gewicht als Personen mit der ungünstigen genetischen Variationen. 

Personen, die Sport betreiben haben mit der ungünstigen Genvariante ein 2.98-fach höheres Risiko (298%) übergewichtig zu sein. 

Personen mit der ungünstigen Genvariante verlor 0.73 kg weniger Gewicht als Personen mit der günstigen Genvariante. 

Personen mit der günstigen Genvariante reduzierten ihren BMI um 13,4 %, während Personen mit der ungünstigen Genvariante ihren BMI mit selben Aufwand um 0,4 % reduziert haben. 

Personen die viel Fett zu sich nehmen und die ungünstige Genvariante haben, haben im Durchschnitt einen 6,2 % höheren BMI als Personen die viel Fett zu sich nehmen und die günstige Genvariante tragen. Das sind wieder eine Variation von etwa 6.3 kg!